Unterstützung der beruflichen und sozialen Integration von Migrantinnen und Migranten als Pflegebetreuungskräfte

Das Ziel des MiCare-Projekts basiert auf einem Win-win-Ansatz: der Unterstützung der beruflichen und sozialen Integration von Migrantinnen und Migranten als Pflegebetreuungskräfte bei gleichzeitiger Qualitätsverbesserung der Pflege von älteren Menschen.

Migranten und insbesondere Migrantinnen sind kaum in den europäischen Arbeitsmarkt integriert (Eurostat, 2019) und großteils auf Wirtschaftssektoren konzentriert, die traditionell mit unbezahlter reproduktiver und damit nicht anerkannter und unterbewerteter Arbeit verbunden sind, wie z. B. Hausarbeit (ILO, 2013). Hausarbeit ist nach wie vor einer der wichtigsten Beschäftigungsbereiche, der Migrantinnen zur Verfügung steht (Eurostat, 2012). Gesundheitspflege, Dienstleistungen für Familien und Hausarbeit sind jene Sektoren, die von politischen Entscheidungsträgern als Chance zur Integration von Migrantinnen in den Arbeitsmarkt betrachtet werden. Dies zu fördern, ist Ziel des MiCare-Projekts.

Eckdaten

ARBEITNEHMERINNEN FÜR PERSONEN- UND HAUSHALTSBEZOGENE DIENSTLEISTUNGEN (Personal and Household Services, PHS)

Laut den neuesten auf EU-Ebene verfügbaren Daten umfasst der Sektor der Personen- und Haushaltsbezogenen Dienstleistungen (PHS) 8 Millionen Arbeitsplätze bzw. 4 % der Gesamtbeschäftigung (EU-Durchschnitt). Der Anteil der weiblichen Beschäftigten erreichte 2016 in 24 EU-Ländern 91 % (EFSI, 2018). Gemäß dem Cedefop-Bericht “Skills Panorama Report on Care workers: skills opportunities and challenges (2019)”, gibt es für Personen- und Haushaltsbezogene Dienstleistungen gute Beschäftigungsaussichten, was auch für die zukünftige Nachfrage nach Pflegebetreuungskräfte zutrifft.

Allerdings sollte berücksichtigt werden, dass nicht Personen- und Haushaltsbezogene Dienstleistungen (PHS) nicht von jeder Person erbracht werden können, sondern spezifische Fähigkeiten erfordern, die oft unterschätzt werden. Arbeitskräfte im Bereich der Personen- und Haushaltsbezogene Dienstleistungen sind nicht einfach zu ersetzen, da viele Soft Skills für diese Tätigkeiten erforderlich sind, z. B. Sprachkenntnisse und Kommunikationskompetenz (insbesondere bei der Arbeit mit Kindern oder älteren Menschen), gute Umgangsformen, Sorgfalt und die Fähigkeit, selbstständig zu arbeiten (Deutscher Frauenrat, 2013). 

ALTERNDES EUROPA

2020 machten ältere Menschen (65+) 20,6 % der Bevölkerung in der EU aus, es wird erwartet, dass dieser Anteil bis 2050 auf fast 30 % ansteigt (Eurostat, 2019). Dies wird zu einer wachsenden Nachfrage nach PHS-Dienstleistungen führen, Prognosen zu folge, werden mindestens 5 Millionen Arbeitsplätze geschaffen werden müssen (EFSI, 2018), manche sprechen sogar von 20 Millionen (Blueprint about Digital Transformation, 2017).

FÄHIGKEITEN IM FOKUS DES MICARE-PROJEKTS

Das Skills Panorama (Cedefop, 2019) hob hervor, dass Pflegebetreuungskräfte gefordert sind, auf die Bedürfnisse zu reagieren, die eine immer älter werdende Gesellschaft hervorruft. So besteht ein steigender Bedarf an Soft Skills wie Kommunikationsfähigkeit, aktives Zuhören, klares Sprechen, Taktgefühl, Einfühlungsvermögen und Verhandlungsgeschick. Persönliche Betreuerinnen und Betreuer benötigen auch Beobachtungsfähigkeiten, um die körperliche und geistige Gesundheit ihrer Klientinnen und Klienten täglich zu überprüfen. Sie müssen auch in der Lage sein, genau definierte Vorgaben zu befolgen, um mögliche Risiken für ältere Menschen zu vermeiden.
Das MiCare-Projekt entspricht insofern den Zielen des Erasmus+-Programms 2020, als es dazu beitragen möchte, besser mit Inklusion und kultureller sowie sprachlicher Vielfalt umzugehen, und in diesem Kontext vielfältigere und passendere Lehr-, Trainings- und Jugendarbeitsangebote bereitzustellen.

Die wichtigsten Ergebnisse des MiCare-Projekts

01.

Benchmarking-Bericht des MiCare-Projekts

Ein vergleichender Bericht über die bestehenden Möglichkeiten zur Unterstützung der Integration und Ausbildung von häuslichen Pflege- und Betreuungskräften mit Migrationshintergrund in Europa soll einen Überblick über die Situation in den Partnerländern in Bezug auf die bestehende Ausbildung von Arbeitskräften mit Migrationshintergrund und Instrumente zur Anerkennung ihres Professionalisierungsgrades liefern. Darüber hinaus soll das Projekt Beispiele für bestehende Ausbildungsmöglichkeiten für häusliche Pflege- und Betreuungskräfte mit Migrationshintergrund in Europa sammeln.

02.

Kompetenzrahmen des MiCare-Projekts

Das Projekt gibt einen Kompetenzrahmen vor, der die erforderlichen Fähigkeiten für häusliche Pflege- und Betreuungskräfte mit Migrationshintergrund für ältere Menschen definiert, und entwickelt eine Lernarchitektur, die einen gemeinsamen, für alle teilnehmenden Länder relevanten Teil und einen an die nationalen Bedürfnisse und Zusammenhänge angepassten Teil umfasst. Der Kompetenzrahmen und die Lernarchitektur werden im Einklang mit dem EQF und dem Lernergebnisansatz stehen und so weit wie möglich die ECVET-Methodik nutzen.

03.

Self-Assessment-Tool des MiCare-Projekts

Das Projekt entwickelt auch ein Berufsprofil-Tool, das es ermöglicht, das Wissen und die Fähigkeiten von Arbeitskräften mit Migrationshintergrund zu bewerten, und festzustellen, welche Kompetenzen möglicherweise bereits vorhanden sind bzw. noch fehlen und durch gezielte Schulungen erworben werden könnten.

04.

Trainings-Toolkit des MiCare-Projekts

Eine Reihe von Schulungsmodulen und -materialien stehen zur Unterstützung der beruflichen und sozialen Integration von Migrantinnen und Migranten zur Verfügung. Diese berücksichtigen durchgehend kulturelle Aspekte, die Landessprache, kommunikative und betreuungsbezogene Fähigkeiten. Das Training wird nach EQAVET-Prinzipien durchgeführt, um eine künftige Evaluierung und weitere Verbesserungen zu ermöglichen.

05.

Leitfaden für das MiCare-Projekt

Ein praktischer Leitfaden zur Verwendung der vom Projekt bereitgestellten Instrumente und Materialien soll die Nutzung der Projektergebnisse durch andere Akteurinnen und Akteure in Europa unterstützen und nützliche Erkenntnisse für die politische Planung liefern. Diese sollen zur Verbesserung des Lernangebots für häusliche Pflege- und Betreuungskräfte mit Migrationshintergrund und der Qualität des Angebots für gepflegte, ältere Personen beitragen.